Eiskalte Veränderung

Wir können über Sprachsteuerung das neue Kleid bestellen, mit der Uhr unsere Fitness überwachen und mit dem Smartphone die Lichter in unserer Wohnung steuern. Smart Home – das Phänomen, welches uns das Leben erheblich einfacher machen soll und dessen Möglichkeiten uns immer wieder auf ein Neues faszinieren. Und jetzt zieht diese Innovation in unsere Küche ein, denn auch Kühlschränke bekommen jetzt ein digitales Gehirn.

Schon heute gibt es Prototypen, die uns auf Rädern das Bier ans Sofa bringen, Einkaufslisten auf Basis der Lieblingsrezepte erstellen, per Sprachsteuerung bedient werden können und Touchscreens an der Frontseite haben. Die Steigerung davon soll jetzt bald in unsere Küchen kommen und uns noch mehr Arbeit abnehmen: Ein Kühlschrank der selbstständig checkt, was sich noch in ihm befindet und dann die fehlenden Dinge für uns einkauft. Geliefert werden die Produkte dann von einem passenden Lieferdienst. Die Konsequenz: Kein lästiger Wocheneinkauf nach Feierabend mehr, kein Schleppen der Wasserkästen, nie wieder gähnende Leere im Kühlschrank und die Süßigkeiten werden in schwachen Momenten auch nicht mehr gekauft.

Was scheinbar das Paradies für den Verbraucher ist, kann aber für Marken, die Produkte des täglichen Bedarfs vertreiben, der blanke Horror sein. Denn ihre Werbung wird dadurch überflüssig. Catchy Werbeslogans, lustige Fernsehspots und glückliche Fernsehfamilien, die gemeinsam essen, gehören dann der Vergangenheit an. Denn der smarte Kühlschrank lässt sich von all diesen Dingen, die auf die menschlichen Gefühle wie Empathie anspielen, nicht beeindrucken und übersieht sie, wenn er Produkte für die kommende Woche auswählt. Für ihn zählt nur eins: die Inhalte der Produkte und ob diese den Wünschen seines Besitzers entsprechen. Laktosefrei, ohne Gluten, mit wenig Kalorien aber dafür mit viel Kalzium und am besten eine Ewigkeit haltbar zu einem fairen Preis. All das soll der smarte Kühlschrank dann erkennen und vergleichen können – und kauft nach diesen Kriterien ein. Marken müssen sich dann einen neuen Weg suchen, ihre Produkte den Kunden schmackhaft zu machen. Ein bisschen Zeit haben sie dazu noch, denn der Austausch der klassischen Kühlschränke mit den smarten Alternativen geht gerade noch sehr schleppend voran. Vor allem auch, weil große Haushaltsgeräte erst nach etwa zehn Jahren ausgetauscht werden. Bis dahin sollten die Marken aber eine Lösung in der Hinterhand haben.