Social Media statt Pressearbeit?

Man kann wohl sagen, dass das Vorrundenspiel der Medien gegen Mesut Özil mit einem klaren 0:1 für den ehemaligen deutschen Nationalspieler endete. Denn nach wochenlanger Kritik am Fußballstar hat der Nationalspieler jetzt gezeigt, wie man seine Statements verbreitet, ohne dabei die Presse im Vorfeld zu involvieren.

Timing ist alles

Das Foto, das Mesut Özil mit dem türkischen Präsidenten Erdogan zeigt, hat eine politische Diskussion ausgelöst. Özil zog sich zunächst zurück und gab vor und während der Fußball Weltmeisterschaft in Russland kein Statement dazu ab. Nach eigenen Angaben, um Fußball und Politik nicht zu vermischen und die Aufmerksamkeit auf den Spielen zu belassen. Letzten Sonntag veröffentlichte er sein Statement. Und ging damit einen ungewöhnlichen Weg.

Es gab keine Pressekonferenz mit Blitzlichtgewitter, Mikrofonen, Videokameras und Fragen der Reporter. Auch gab es kein Exklusivinterview für ein Medium seines Vertrauens. Der Fußballprofi vom FC Arsenal wählte das Medium, durch welches er wohl die meisten seiner Fans auf schnellstem Weg erreichen kann: Instagram. Auf seinem eigenen Account mit 17,5 Millionen Followern veröffentlichte er sein Statement und verwehrte so den Medien die ungeteilte Aufmerksamkeit. Zudem veröffentlichte Özil die News an einem Sonntag in der Urlaubszeit, dem Tag an dem die meisten Redaktionen nur spärlich besetzt sind. Da wird es schwierig die große Story möglichst schnell zu veröffentlichen. Was die Medien noch geärgert haben dürfte: Özil lies sich Zeit zwischen den verschiedenen Posts – drei an der Zahl – und das alles entscheidende Bild, das seinen Rücktritt verkündete, kam erst nach Redaktionsschluss. Die Bildwahl machten es den Journalisten zudem nicht leichter: Der Text ist klein, dadurch schwer lesbar und auch nicht kopierbar. Da hieß es also Sonntagabends: fein säuberlich abtippen und aus dem Englischen übersetzen.

Man kann davon ausgehen, dass Özil sein Statement genaustens geplant hat. Nicht nur den Inhalt, sondern auch die Art und Weise, wie es veröffentlicht wurde. Egal ob es eine Trotzreaktion gegenüber den Medien oder einfach eine neue Art der Pressearbeit war, Özil hat damit ein riesiges Echo los getreten und viele Leute erreicht. Sein letzter Post hat fast eine Million Likes und über 74.000 Kommentare – und anders als bei einer Pressekonferenz muss er jetzt nicht auf alle Fragen antworten.